Schatz, wie Du weißt, war vor kurzem der Tag, an dem wir vor exakt 19 Jahren ein Paar wurden. Wenn man es nicht ganz genau nimmt und bedenkt, dass wir uns auch mit 19 Jahren kennengelernt haben, kann man sagen, dass wir nun ungefähr die gleiche Zeit gemeinsam auf diesem Planeten verbracht haben wie ohne einander. Wie schön, oder?
Wir haben diesen Tag nicht besonders gefeiert, genauso wenig wie wir Valentinstag oder Muttertag feiern. Wir beide halten nichts davon dann zu feiern, wenn uns ein Datum oder ein Ereignis das vorgibt. Dafür nehmen wir uns dann Zeit für etwas besonderes, wenn wir zur gleichen Zeit Lust darauf haben. Das, was unsere Beziehung ausmacht war noch nie die Länge oder ein bestimmtes Datum, sondern es sind die Momente, die wir fast täglich erleben und die unser gemeinsames Leben so schön machen. Es sind diese Momente, wenn wir gemeinsam in unserem Arbeitszimmer sitzen, einer etwas sagt und wir beide so darüber lachen müssen, dass mir die Tränen kommen. Die Momente, in denen wir irgendetwas entdecken, einer von uns einen lustigen Kommentar beginnt und der andere ihn beenden kann. Die Momente, in denen wir beide lachend feststellen, dass – egal wie sehr ich mich bemühe – es mir nicht gelingt, Dich reinzulegen, weil ich Dir einfach nichts vormachen kann. Es sind die Momente, in denen wir fast zur gleichen Zeit versuchen uns gegenseitig anzurufen, nur um kurz die Stimme des anderen zu hören. Die Momente, in denen wir uns nur anschauen und dann ohne ein Wort gemeinsam anpacken, wenn es mal schwierig im Leben wird.
Es sind auch die vielen Ereignisse, die mir so oft gezeigt haben, wie sehr Du an meinem Leben teilnimmst. Erinnerst Du Dich noch, wie wir mal – beide noch Studenten – gemeinsam durch Kiel gelaufen sind, mich ein älterer Herr gegrüßt hat und ich mehr mich als Dich gefragt habe, woher ich den denn noch mal kenne? Und Du spontan geantwortet hast: „Das war Dein Strafrechtsprofessor, Schatz“? Ich frage mich bis heute noch, wie es sein kann, dass Du das wusstest und ich nicht. Und erinnerst Du Dich noch an die Nächte, in denen wir gemeinsam zum Oberlandesgericht nach Schleswig gefahren sind, um meine auf den letzten Drücker fertig gestellten, juristischen Hausarbeiten kurz vor Mitternacht dort in den Briefkasten zu werfen? Oder wie Du fünf Stunden lang vor der Tür gewartet hast, hinter der meine mündliche Abschlussprüfung stattfand? Wie Du meine Angst ertragen hast, als ich befürchtete, die Kunsthochschule würde mich nicht annehmen? Und wie ich dann, als der Brief kam, vor Freude weinend in Deinen Armen lag? Wie Du mich dann öfter mitten in der Nacht in der Kunsthochschule besucht hast, weil ich dort noch alleine gearbeitet hatte und plötzlich meinte, draußen auf dem Flur etwas gehört zu haben?
Wir beide wollten damals auf keinen Fall Kinder. Wir waren so glücklich zu zweit bis ich mal gesagt habe, der einzige Grund, ein Kind zu bekommen wäre der, damit noch ein bißchen mehr von Dir auf dieser Erde zu haben, das ich lieben könnte. Drei Wochen später war ich schwanger (spontan waren wir ja schon immer 😉 ). Unsere Tochter ist die perfekte Mischung aus uns beiden und ich genieße es so sehr zu sehen, wie abgöttisch sie Dich liebt. Die letzten Jahre waren nicht immer einfach und ich hätte Dich verdammt oft an die Wand werfen können. Du kannst von Glück sagen, dass ich nicht die Kraft dazu habe. Und dass Dein Humor mich auch in diesen Situationen immer wieder besänftigt hat bzw. ich gelernt habe, nicht nachtragend zu sein. Wozu auch? Doch wir können auch stolz darauf sein, wie sehr wir in und an den letzten Jahren gewachsen sind und dass wir nie unsere gemeinsamen Ziele aus den Augen verloren haben. Ist es nicht schön, wie uns noch heute beim Sprechen über unsere Träume gleichzeitig die Finger kribbeln? Wie wir uns gegenseitig zu 100 % unterstützen und täglich die eingangs erwähnten Momente erleben?
Weißt Du, was ich besonders an Dir liebe? Dass Du mich so nimmst, wie ich bin. Und dass Du ohne zu Zögern all meine verrückten Ideen nicht nur verstehst, sondern zum Teil sogar weiterspinnst. Dass Du nie sagst, es sei unmöglich, was ich mir in den Kopf gesetzt habe, sondern mich aufforderst, loszugehen, egal, wie schwierig der Weg dahin auch werden kann.
Mein liebster Schatz, wir haben heute noch ganz viel vor. Wie fast jeden Tag, der aus ganz viel Arbeit, unserem immer noch nicht fertigen Haus, unserem kleinen „Zoo“, unserer Tochter und all den anderen alltäglichen Herausforderungen besteht. Und trotzdem freue ich mich darauf, ihn mit Dir verbringen zu dürfen. Ich freue mich auf diese Momente, in denen wir uns anschauen und gemeinsam lachen können. Ich freue mich darauf, gleich, wenn Du aufwachst (es ist gerade 6:30 Uhr), Deine Stimme zu hören und auf das Geräusch, das Dein Schlüssel dann macht, wenn Du dann Brötchen geholt hast (nur mal so als kleiner Hinweis 😉 ), ich freue mich auf unsere gegenseitigen Neckereien und darauf zu sehen, wie unser Töchterchen zum Kuscheln auf Deinen Schloss klettert. Und so freue ich mich auf jeden Tag mit Dir. Ich liebe Dich.
Deine Sori
5 Kommentare
Oh wow. ..ist das schön, so wunderschön. Und das beste ist, ich kenne das was du beschreibst.Nicht eins zu eins, aber vom Gefühl ganz tief drin. Bei mir und meinem Mann hält es jetzt 10 Jahre an und die die uns kennen, sagen wir sehen immer noch verliebt aus wie als wir noch jung waren…ich werde nächstes Jahr 48 :). Ich wünsche euch weiter soviel Liebe und Lust am Gemeinsamen. ..und Danke!!
Ein wunderbare berührender Text, der mir eine Gänsehaut am ganzen Körper verursacht hat.
Ihr seid gesegnet, Euch gefunden zu haben und das zu schätzen zu wissen. <3
Liebe Sanne, lieben Dank für den schönen Kommentar. So zu schreiben, dass andere Gänsehaut bekommen, ist immer mein größter Wunsch. Aber das Schreiben dieses Briefes fiel mir bei meinem Mann auch gar nicht schwer. Es ist wirklich etwas sehr Besonderes zwischen uns. Lg… schreiben uns auf insta.
Wunderschön und herzergreifend ❤
Dankeschön, liebe Anna